Von: Petra Ludescher-Hensler
Übungen des praktischen Lebens in der Hundeklasse
Einkaufen in der Bäckerei
Die Übungen des praktischen Lebens umfassen Tätigkeiten, die im täglichen Leben erforderlich sind.
Zwei Mal pro Woche gehen wir mit zwei Schüler:innen unserer Klasse zur Bäckerei einkaufen. Die Schüler:innen lernen, am Gemeinschaftsleben teilzunehmen und sich mit der Alltagsumgebung auseinanderzusetzen.
Wir gehen über eine Brücke. Der Schüler schaut hinunter und zeigt auf das Wasser. Die Lehrperson sagt: „Viel Wasser! Es hat lange geregnet.“ Die Schülerin schiebt den Buggy. Es geht aufwärts. Sie sagt in ihrer Sprache: „Schwer!“ Die Lehrperson hilft ihr beim Schieben. Vor dem Überqueren der Straße üben wir das stets gleichbleibende Ritual: „Links, rechts, links, es kommt kein Auto…“. Manchmal schaut die Schülerin schon selber nach links und nach rechts oder der Schüler hebt selbständig seine Hand. Wir kommen an Mülltonnen vorbei. Die Schülerin wirft einen Blick in die Tonne und singt das „Müll Lied“ unserer Schule: „Müll, Müll, Müll, ja, ja, wir sind die Saubermacher…“. Die Schüler:innen werden auf eine Tanne aufmerksam. Die Schülerin stimmt das Lied „O Tannenbaum!“ an. Der Schüler klettert auf eine Mauer und übt das Gehen auf der begrenzten Fläche. Eine Frau mit ihrem Hund begegnet uns… Und so geht das weiter bis wir bei der Bäckerei angekommen sind. Die Schülerin grüßt die Verkäuferin. Ein Schüler mit lautsprachlichen Einschränkungen bestellt die gewünschten Lebensmittel mit dem iPad. Auf dem iPad ist eine Software, welches ihn in seiner Kommunikation unterstützt. Er bestellt ein halbes Schwarzbrot. Anschließend tippt der Schüler auf das iPad: „Wie viel muss ich bezahlen?“ Er gibt der Verkäuferin die Münzen: 1 €, 2 €. Dann zeigt er der Verkäuferin Fotos von der Schule. Er tippt auf das Foto vom Hallenbad. Die Verkäuferin plaudert mit ihm. Sie versteht: er geht gerne schwimmen. Der Schüler freut sich, dass er verstanden wird. Beim Handwerkerumzug hat uns die Verkäuferin Bonbons zugeworfen. Sie kennt uns schon.
Wir treten den Rückweg an. Beide Kinder möchten in den Buggy sitzen. Zuerst wird unsanft geschupst. Dann reden wir, unterstützt mit Handzeichen: wir wechseln ab, zuerst darfst du im Buggy sitzen, dann der andere… Es geht zurück zur Schule. Die Schülerin sagt in ihrer Sprache: „Schule! Da!“ und gebärdet die Handzeichen.
Auf diesem Weg lernen die Schüler:innen in der frischen Luft ihre Motorik zu entwickeln, die Umgebung bewusst wahrzunehmen, Initiative zu ergreifen, zu kommunizieren und Verantwortung zu übernehmen – ganz einfach.